Ankunft bei Brisk 12:00h mit der C auf dem Hänger (damit sie kalt ist). Cruisernils war auch schon da.
Vorne schon mal weg, es wurde zwar da intensiv an meiner C geschraubt, aber eigentlich war das ganze eher eine Schrauberschulung vom feinsten; deshalb wohl auch der etwas überhöhte Zeitaufwand von 6 1/2 Stunden für die ganze Aktion.
Meine C wurde in der kleinen Werkstatt vom Briskteam auf eine Motorradhebebühne bugsiert und hochgehoben und dann ging's los.
Als erstes wurden die Ventildeckel und der Stirndeckel der C abgeschraubt. Dann der Motor von Hand gedreht bis auf der linken Seite die Ventile frei waren zum einstellen.
Erste Diagnose vom Briskteam, nach einmal hinfassen: Kipphebelaxialspiel viel zu gering. Ein Nachmessen mit der Fühllehre ergab dass etwa 0,075 Spiel da war. Herr Kirst erklärte, dass die offiziellen Einstellwerte von BMW besagen, dass das Spiel ok ist, wenn der Wert zwischen 0,05 und 0,40 liegt. Er erklärte weiter, dass aber 0,05 ebenso zu wenig ist wie 0,40 zu viel ist. Nach seiner Meinung sollte man das Axialspiel so einstellen, dass es 0,20 beträgt, weil man dann nach oben und unten genug Luft hat und somit nach einer einmaligen Einstellung dieses Wertes davon ausgehen kann, das das Spiel über lange lange Zeit im tolerierbaren Bereich ist.
Wie gesagt bei mir betrug das Axialspiel irgendwo zwischen 0,05 und 0,10, also eigentlich ok. Aber: Herr Krist sagte ja dass nach seiner Erfahrung 0,05 zuwenig ist und er hat recht mein Kipphebelbock ist bereits schräg eingelaufen wegen des zu geringen Spiels. Man erkannt dies daran, dass man auf EINER Kipphebelwelle auf der einen Seite eine 0,10 Lehre einschieben kann, auf der anderen Seite aber gerade mal eine 0,05er, das heißt, der Sitz ist schief eingelaufen und es ist nur eine Frage der Zeit bis der Kipphebel irgendwann einmal bei geöffneten Ventilen hängen bleibt (weil der Federdruck der Ventile nicht mehr ausreicht um den verklemmten Bügel zurückzudrücken), der Kolben gegen die Ventile schlägt... putsch und schon hat man (im besten Fall) verbogene Ventile (siehe auch Praeses).
Als tolles Beispiel stand da in der Werkstatt gerade eine neue 1150 GS mit gerade einmal 6000 km auf dem Tacho. Die Kipphebelwelle war dort so stark eingelaufen, das der Kipphebelblock ausgetauscht werden musste. Ursache Axialspiel zu gering (obwohl innerhalb des tolerierbaren Bereiches).
Ok, jetzt ist mein Kipphebelaxialspiel gefährlich zu gering... und ich bin offensichtlich noch selber daran schuld, weil ich nicht darauf geachtet habe. Bei den 4-Ventilboxern steht aber auch in keinem Serviceheft das man das Spiel einstellen muss. Bei meiner alten 2-Ventil GS steht das da klar und eindeutig: Alle 10.000 km Axialspiel prüfen und einstellen, aber bei der C und den 4-Ventilboxern: nix.
Gesagt getan. Die Kipphebel wurden mit einem Axialspiel von 0,20 eingestellt und dann ging es an die Ventile.
Die Ventile waren von mir ja vor gerade mal 2 Wochen neu eingestellt worden und zwar so wie ich das immer mache (schon seit Jahren). Die Briskteamdiagnose: Ventile alle sauber und ordentlich eingestellt, linker und rechter Zylinder absolut identisch (und wie die Jungs da sagten wäre das eine absolute Ausnahme, dass bei ihnen ein Mopped so ankommt), aber: Alle mit 0,05 zuwenig Spiel.
Ich hab selber noch mal nachgemessen und gesagt: Stimmt, die Ventile sind richtig es ist nicht zu wenig. Aber die Briskler haben mich überzeugt. Als äußeres Zeichen könnte man am besten die Fühllehren von Brisk und mir nebeneinander legen. Die von Brisk sehen aus wie neu und unbenutzt, meine dagegen leicht gebogen und lädiert vom "strammen, offensichtlich zu saugendem" durchziehen der Fühllehreblätter.
Also, alle Ventile erst einmal etwas lockerer gemacht und richtig eingestellt.
Nach den Aussagen von Brisk hat ein inkorrektes Ventilspiel von 0,05 bereits sehr große Auswirkungen bei 4-Ventilboxer (im Gegensatz zum 2-Ventilboxer der so was leichter wegsteckt).
Nachdem nun Ventile und Axialspiel korrekt eingestellt waren und die Deckel wieder alle an der C verschraubt wurden ging es zum spannenden Teil mit der Unterdruckmessung.
Das Briskunterdruckmessgerät wurde ebenso angeschlossen wie ein großer Abgas-
und Motortester.
Ergebnis der Unterdruckmessung: Relativ gleich (also die Nebenluftschrauben sehr
gut von mir selbst mit der Schlauchwage
eingestellt).
Um zu erkennen ob die Drosselklappen aber wirklich synchron sitzen wurden beide Nebenluftschrauben ganz zugedreht (so wie wir es ja auch machen). Ergebnis: Meine Drosselklappen waren wirklich synchron eingestellt und mussten nicht justiert werden.
Nach den Aussagen vom Briskteam ist meine C die 5te die das Briskteam in der Hand hatte (1x Scholle, 2x der Zahnarzt mit seinem Vater von dem Peter den Brief gepostet hat und noch 1 anderer Kunde). Herr Kirst und sein sehr kompetenter Schrauber sagten, dass das aber die erste C sei wo die Klappen stimmen. Die Nebenluftschrauben wurden also wieder ein bisschen geöffnet und absolut gleichmäßig eingestellt, so dass die C über das gesamte Drehzahlband exakt gleichmäßig Luft zog und beide Zylinder mit dem Lasertermometer (ein geiles Gerät) die gleiche Temperatur anzeigten.
Obwohl es bei meiner C nicht nötig gewesen wäre wurde aber jetzt trotzdem noch der "Umbau" des Ansauggehäuses vorgenommen, damit ich sehen kann wie und was Brisk da macht und dass man die Klappen evtl. später mal verstellen könnte wenn es denn ggf. irgendwann mal nötig sein sollte.
"Umbau" ist dann ein etwas großes Wort für das was dann geschah (wenn man
weiß wie es geht... ). Es wurde einfach mit einer
Winkelbohrmaschine und einem großen Schälbohrer (wie man sie auch benutzt um
etwa Löcher für eine Autoantenne in eine Kfz-Karosserie zu bohren) ein etwa im
Durchmesser 2,5 cm großes Loch von hinten in den Ansaugkasten gebohrt (muss sehr
vorsichtig und langsam geschehen weil ja da keine Späne reinfallen dürfen).
Und schwupps, leuchtet man nun mit der Taschenlampe in das Loch, sieht man die schon mehrfach zitierte Einstellschraube für die Drosselklappen. Jetzt könnte man mit einer Nuss, einer Verlängerung, etwas Klebeband um Nuss und Verlängerung und einem Schraubenzieher die Drosselklappen einstellen. Anschließend wird das Loch mit einem Öl- und hitzefesten Gummistopfen aus dem Karosseriebau (von Mercedes ist das Teil) wieder Luftdicht verschlossen.
Das wäre es eigentlich schon, wenn man die Klappen synchronisieren müsste. Fairerweise muss dazu gesagt werden, dass es so ganz einfach nicht ist. Die Einstellschraube steht schräg versetzt zum Bohrloch im Ansaugkasten und es muss eine tierische Fummelei sein, da dran rumzuschrauben, aber gehen tut das.
Ok, bei mir war das nicht nötig, weil die Klappen ja stimmten.
Fassen wir zusammen, was war bisher passiert, was Auswirkungen auf den Motorlauf
der C haben könnte:
1.) Kipphebelaxialspiel eingestellt
2.) Ventilspiel eingestellt
3.) Nebenluftschrauben gleichgezogen
4.) Die für Brisk obligatorischen Briskkerzen reingedreht
Also Mopped wieder am Abgas- und Motortester angeschlossen.
Testergebnis: Lambdawert zu gering, Abgaswert zu hoch
Praktische Auswirkung: Wenn ich versucht habe die C mit dem Gasgriff auf irgendeiner Drehzahl festzuhalten funktionierte das nicht. Habe ich zum Beispiel versucht die C ohne Gasgriffbewegung auf 3000 Touren laufen zu lassen, ging das nicht. Die Drehzahl stieg erst auf 3200 an, dann viel sie auf 2800 ab, dann stieg sie wieder an usw.
Herr Kirst erklärte, das die Motorelektronik ständig nachsteuere weil irgend etwas noch nicht stimmt.
Dieses Nachsteuern meiner C in Verbindung mit den Testergebnissen des Abgas- und Motortesters veranlassten Herrn Kirst zu der Aussage dass meine C zu wenig Luft bekäme. Wir sollten den K&N-Luftfilter rausnehmen. Ich protestierte dagegen vehement, weil mein K&N-Luftfilter
Herr Krist sagte, wir probieren es einfach mal aus. Gesagt getan. K&N raus, neuer original BMW-Luftfilter rein und siehe da.
Ich habe in dem Moment wirklich gedacht ich glaube das alles jetzt nicht mehr.
So mein Mopped war fertig und wurde auf den Hänger verladen (hatte keine Zeit mehr (18:30h) und auch keine Lust in der City von Wiesbaden eine Proberunde zu drehen). Die Formalitäten erledigt, verabschiedet und ab nach Hause.
Zu Hause angekommen (22:00h) kam die C vom Hänger und es wurde eine kleine aber feine Proberunde gedreht. Ich kann nur sagen ein Gedicht (wenngleich sie nach meiner eigenen Einstellerei schon super lief).
1.) Die Briskleute haben wirklich ein absolutes Motoren Know-how und auch die nötige Hightech-Ausstattung die man offensichtlich dazu braucht. Das Briskteam versucht nicht an den Symptomen rumzudoktern sondern es sucht gezielt und professionell nach den Ursachen um diese dann abzustellen
2.) Ich habe einen halben Tag lang eine Motoreneinstell-Schulung vom feinsten erhalten und weiss wie ich das in Zukunft bei meinen Moppeds umzusetzen habe
3.) Ein 4-Ventilboxer reagiert absolut zickig auf nur die kleinsten Veränderungen. Das ist nicht mehr der alte gute Boxer der so viel einsteckt und mit sich machen lässt wie der 2-Ventiler
4.) Krist hat recht, BMW-Werkstätten müssen nicht immer das gelbe vom Ei sein. Seine Datenblätter von den Syncropartys belegen zum Teil das Gegenteil (schlecht eingestellte Ventile etc.)
5.) Wer selber gut Schrauben (wer es wirklich kann), der kann seiner C selber sehr sehr viel gutes tun
Wer das alles gemacht hat, wird den gleichen Effekt erleben den Peter und ich und auch einige andere hier schon erlebt haben. Aus dem Bullen wird eine Kuh. Die C läuft super und ist nicht wieder zu erkennen.
Wer es jetzt noch feiner und besser haben will, kommt um einen Abgas- und Motortester nicht drum herum.
Die Unterschiede die dabei noch erzielt werden können erkennt man (bei mir zumindest wegen dem Luftfilter) klar und deutlich. So stark wie die durch einstellen der Ventile und Nebenluftschrauben sind sie allerdings nicht mehr.
Wer eine C hat die unsauber läuft und selber wirklich gut schrauben kann, der kann sich sehr gut selber helfen WENN DIE UNTERDRÜCKE BEI GESCHLOSSENEN NEBENLUFTKLAPPEN STIMMEN.
Hier muss man wirklich sagen die Anleitungen zum synchronisieren auf der Startseite hier sind wirklich absolut super gemacht und es funktioniert bestens WENN DIE VENTILE ABSOLUT SAUBER UND GLEICHMÄSSIG EINGESTELLT SIND.
Hat man hier eine große Abweichung im Unterdruck bei geschlossenen Nebenluftschrauben und sind die Ansaugtrakte dicht, so muss man davon ausgehen, das die Klappen nicht synchron stehen. Wer das beseitigt haben will, muss wohl oder übel nach Wiesbaden, die können das beheben, das weiß ich jetzt.
Wer in der Nähe von Wiesbaden wohnt, für den würde sich eine Grundeinstellung der C über dieses ganze elektronische Messgedöns das die Briskleute haben und deren Motoren Know-how dazu auf alle Fälle lohnen.
Zu guter letzt: Respekt, von diesen neuen 4-Ventil Motoren habt ihr wirklich
Ahnung liebes Briskteam.