Die Cruiser Jukebox ©

Historische Betrachtung

Populäre Unterhaltungsmusik hat mich von je her interessiert und begleitet.

Ich erinnere mich an meinen ersten selbstgebauten Detektorempfänger mit Kopfhörern, mit dem ich speziell nachts (wegen des besseren MW – Empfangs) fasziniert den ersten Rock ’n Roll Klängen von Bill Haley und Elvis über Radio Hilversum oder AFN lauschen konnte.

Die etablierten deutschen Sender brachten im Übrigen in dieser Zeit vorzugsweise irre interessante Tanzmusik, wie schon Truck Stop so treffend in ihrem Titel   ’… ich möcht’ so gern Dave Dudley hör’n ….’  beklagt hat.

1959 / 1960 konnte ich mir dann von meinem ersten, in den Ferien verdienten Salär ein Tonbandgerät (Siemens PROTOS , baugleich mit Grundig TK 20),  und das erste Transistor - Taschenradio (Graetz Susi)  kaufen. 

Selbstverständlich war auch mein erster gebrauchter Käfer mit einem Radio ausgestattet, aus Kostengründen reduziert auf ein im Stand wenig effizientes Röhrengerät.

Die nahezu leere Autobatterie führte mich dann regelmäßig im frühen Morgengrauen überraschend schnell wieder zurück auf den Pfad der Tugend . 

Weniger spektakulär, allerdings ungleich kostenträchtiger waren die anschließenden Anschaffungen im HiFi Segment für den häuslichen Bereich, doch diese Erkenntnis haben dann  wohl eher die meisten von uns ähnlich durchlitten.   

Eine neue Dimension und Herausforderung hinsichtlich musikalischer Begleitung ergab sich mit dem Erwerb des BMW Cruisers (der Einfachheit halber von nun an despektierlich ‚Dicke’ tituliert).

Die Vision

Meine Vorstellung ging dahin, in Pausen während Solofahrten oder gesellschaftlichem Ausritt entspannt  irgendwo auf der Bank zu lümmeln bzw. in der Botanik zu flegeln und sich anlässlich des süßen Nichtstuns von gepflegter Rock- , Pop-,  Soft - Musik besäuseln zu lassen.

Eine Beschallung und Belästigung meines überschaubaren Umfeldes während der Fahrt unter Einsatz eines Ghettoblasters war nicht Triebfeder meiner Intension.     

Wie also diesen  Ansatz realisieren ?

Vor Augen hatte ich natürlich  Bruno’s  (B2) Lösung als richtungsweisende Idee.

Bruno – geschasst und gefürchtet von seinen Gegnern für seinen penetrant vorgelebten Hang zur Sauberkeit, nein, mehr noch , ultimativer Reinlichkeit seines fahrtechnischen Equipments   --  aber auch geschätzt und bewundert für seine Neigung zur Perfektion und die bedingungslos ästhetische Umsetzung von technischen Herausforderungen in Zubehör-  und  Umbaufragen.

Die von ihm favorisierte und realisierte Lösung der Installation eines CD - Autoradios mit Fernbedienung am Lenker verwehrte sich in meinem Fall aus Platzgründen.

Der hierfür vorgesehene Einbauort steht bei meiner Dicken nicht zur Verfügung, weil ihr Erzeuger diesen Filetplatz für den Einbau der ABS Steuereinheit missbraucht hat.

Das Anbringen von zusätzlichen , nicht als Original - oder Chopperzubehör erhältlichen ,  Metallkistchen und Kästchen entspricht auch nicht unbedingt meiner Vorstellung von der Vereinigung zwischen Form und Funktionalität beim Anbau  weiterer Zubehörteile.

Auch das sichtbare Anbringen von Klammern, Klemmen und Haltern zum Behufe der Installation von weiteren Aggregaten wird meinem Anspruch an gelungenem Gesamteindruck nicht wirklich gerecht.

Auch hier wieder der ehrfürchtige Seitenblick auf Bruno’s Lösung :

Die Lautsprecher hat er nicht etwa mit Schellen an den Wunderlich Zylinderschutzbügeln angebracht – nein – er hat die Bügel angebohrt, um die Boxen optisch übergangslos perfekt anbringen zu können !! (… den ultimativen Kniefall erspare ich mir allerdings an dieser Stelle ). 

In meiner Not habe ich mich nach einer Vielzahl schlafloser Nächte und ellenlangen selbstzweiflerischen Phasen dazu entschlossen : 

Eine  Cruiser Jukebox ©  solllte es ein. 

Die Realisierung

 Die Cruiser Jukebox ©  ist eine Lösung, bei der Verstärker und Lautsprecher vereint sind, aber getrennt von ‚Line In’,  also der Audio-Quelle (im Gegensatz zu einem Autoradio, welches Verstärker und Tuner in sich vereint).

Verstärker und Lautsprecher befinden sich bei meiner Lösung in einer Lederrolle, die wiederum auf der Reling des Frontfenders ruht.

Befestigt wird die Rolle mithilfe der vorderen Halteschraube des Fenders ohne Einsatz der üblicherweise verwendeten Lederschlaufen für die Befestigung an der Gabel. Zu Erreichung höherer Stabillität habe ich in die Rolle ein geformtes  Verstärkungsblech eingelegt, durch das die Befestigungsschraube geführt wird.

Die Rolle ist auf diese Weise mit nur einer Schraube nahezu starr auf der Reling fixiert und hat etwa 1 cm Abstand zu den Gabelholmen.

Somit  berührt sie auch bei höherer Geschwindigkeit nicht die Holme, was unter widrigen Umständen zu Abriebstellen an jenen führen kann.

Alls Audio-Quelle dient mir ein Taschen - MP3 Player mit FM Radio , dessen Kopfhörerausgang mit dem Eingang des Verstärkers verbunden wird.

Details  (Verstärker/Lautsprecher):

Verstärker und Lautsprecher habe ich einem Aktiv-Lautsprecher Pärchen für PCs mit integriertem Netzteil entnommen. Das Vorhandensein getrennter Bass/Höhenregler war mir dabei zumindest ansatzweise ein Indiz für annehmbare Klangqualität und ausreichendes Volumen.

Die Schaltung für die Spannungsversorgung (12 V =) auf dem Verstärker musste ich geringfügig anpassen, um ihn  - zusätzlich zur Stellung des Zündschlosses -  abschaltbar machen zu können.

Eine Lederrolle aus dem Mot - Zubehör (kurz und dick) dient als Träger für die o.a. Bauteile, zusätzlich habe ich einen Mini-Schalter und die bereits in den Boxen vorhandene Power-On LED integriert.

Die Seitenteile der Rolle wurden dem Durchmesser  der Lautsprechermembran entsprechend ausgeschnitten, die Lautsprecher (Durchmesser etwa 10 cm) mittels der 4 vorhandenen Befestigungsöffnungen per Schrauben/Muttern an den stehen gebliebenen Seitenteilen der Rolle befestigt.

Die Pappmembranen wurden zum Schutz gegen Feuchtigkeit dünn mit schwarzem Mattlack eingesprüht (natürlich nicht die Bass-Gummiwulst zwischen Membrane und Korb).

Den Verstärker habe ich in eine rechteckige Plastikdose eingebaut, allerdings ringsum mittig offen gelassen, damit die Elektrik etwas atmen kann.

Mit Klettband versehen hat die Dose ihren Stammplatz am Magneten eines der beiden Lautsprecher gefunden.

Die Lautsprecher wurden abschließend mit der vorhandenen Dämmwolle der PC-Boxen zugepackt, der Rest des Stauraums in der Rolle ist inzwischen längst belegt mit diversen Kleinteilen für unterwegs.

Für die äußeren Lautsprechergitter mussten zwei bei ebay ersteigerte neue Hupen mit Chromblenden dran glauben (die eigentlichen Hupen fristen im Keller ihr funktionsloses trauriges Dasein).

Für die Befestigung der Chromblenden an den Seitenwänden der Rolle habe  ich Schrauben und Hutmuttern aus Edelstahl verwendet.

Der Blendendurchmesser entspricht nahezu dem der Rollenseitenwände, ist aber größer als der Durchmesser der Lautsprecher.

Hinten habe ich durch eine Gummitülle hindurch die dann mit Steckern versehenen Kabel für Spannungsversorgung und Line-In herausgeführt.

Wie man erkennen kann, bildet die Rolle mit Verstärker und Lautsprechern eine homogene Einheit, die problem -/ spurlos und ohne großen Aufwand von der Reling entfernt werden kann.

Hier 2 Detailansichten der komplettierten geschlossenen Rolle.

Details  (Verkabelung):

Die +12V Betriebsspannung habe ich dem Kontakt -R-  des Zündschlosses an dessen Stecker (violettes Kabel) im Elektrikkasten entnommen (Parallelklemme).

Über eine fliegende Sicherung (liegt frei hinter dem Rahmen) geht diese Leitung zusammen mit der Minusleitung (angeklemmt an einen vorhandenen Masseanschluss am Rahmen unter dem Tank) zum Kabelbaum in Höhe des oberen Teils der Vorderradgabel, wo ich die Buchse mit Kabelbindern am Kabelbaum befestigt habe.

Das Kabel ist übrigens so lang gehalten, dass ich es problemlos z.B. zum Sicherungswechsel von vorn hinter dem Rahmen hervorziehen und wieder dahinter zurückschieben kann , ohne den Tank abbauen zu müssen.

Ich habe hier eine Cinch-Doppelbuchse verwendet, auf deren Zweck ich später noch zurückkomme  (eine der beiden Öffnungen ist  hier mit einer Kappe abgedeckt).

Ebenfalls zu erkennen auf diesem Bild ist oberhalb die Klinkenbuchse für ‚Line In’, also das Eingangssignal für den Verstärker.

Hier werden die von der Rolle kommenden und mit dem existierenden Kabelbaum verbundenen Kabel gezeigt.

 Die am Kabelbaum befestigte ‚Line In’ Buchse führt über ein abgeschirmtes und unsichtbar fest verlegtes Stereokabel weiter zur ‚Line In’ Buchse  in der Abdeckung des Lenkkopfes.

Somit braucht es keine elende Fummelei am Kabelbaum, um den MP3 Player anzuschließen.

Man erkennt die Klinkenbuchse rechts neben der Uhr, symmetrisch angeordnet zu Kontroll - LED / Induktivschalter  der DWA.

Details  (MP3 Player):

 Es handelt sich hierbei um einen bei ebay erworbenen neuen Player mit folgenden Spezifikationen:

Auf dem folgenden Bild sieht man den Player angeschlossen an die nicht am Cruiser installierte Rolle .

Die Verbindung vom Kopfhörerausgang  des Players zur ‚Line In’ Buchse an der Dicken erfolgt über ein filigranes Spiralkabel, für das ein Handy - Earphone Set sein Leben lassen musste, und das ich beidseitig mit 3,5 mm Stereo - Klinkensteckern konfektioniert habe.

Die Buchse in der Lenkkopfabdeckung der Dicken wird bei Nichtnutzung durch einen Gummistopfen gegen Feuchtigkeit geschützt.

Das Spiralkabel lässt sich zwecks bequemen Handlings des Players auf max. ca. 100 cm längen. 

Die Funktion

Wie bereits ausgeführt, erwarte ich von der CruiserJukebox © primär musikalische Untermalung in Pausen und bei Rastaufenthalten.

Über die Stellung  -R- des Zündschlosses erhält der eingeschaltete Verstärker  +12 V Betriebsspannung. Diese Stellung habe ich gewählt, weil bei ihr der Lenker gerade stehen kann, was der besseren Schallabstrahlung zugute kommt. Andererseits ist der Verstärker automatisch spannungslos, sobald das Zündschloss in der Parkstellung verweilt, und das Lenkerschloss eingerastet ist. Damit verhindere das vorsätzliche oder unbeabsichtigte Einschalten des Verstärkers während meiner Abwesenheit.

Die lautstärkeabhängige Leistungsaufnahme des Verstärkers schlägt mit 8 bis 15 Watt zu Buche.

Durch  Einstecken des Spiralkabels in die ‚Line In’ Buchse am Lenkkopf verbinde ich  den MP3 Player mit dem Verstärker.

Die Selektion der Musiktitel und die gesamte weitere Steuerung erfolgt über die Drucktasten und den Toggleswitch am Player selbst. Auf dem MP3 Player selbst habe ich ein Basisrepertoire an Titeln gespeichert, weitere befinden sich auf einigen SM Cards, die ich mit mir führe und bei Bedarf wechselweise einschieben kann (wie bei einem CD - oder Minidisk - Player). 

Sollte es erforderlich werden, den einen oder anderen Strassenköter mit meinem Musikgeschmack erschrecken zu müssen oder anderweitig Aufmerksamkeit während der Fahrt erregen zu sollen, lässt sich dies natürlich auch realisieren.

Da der Zündschlüssel in diesen Ausnahmesituationen nicht in der -R- Position sondern im Startzustand zu finden ist, gewährleiste ich die Spannungsversorgung der Jukebox mithilfe eines weiteren , stärker dimensionierten Spiralkabels.

Dieses stecke ich einerseits in die Bordsteckdose der Dicken und andererseits in die 2te, normalerweise abgedeckte, Öffnung der bereits weiter oben erwähnten Cinch-Doppelbuchse zur Spannungsversorgung , die ich am Kabelbaum fixiert habe.

Das Spiralkabel, Ersatzbatterien für den MP3 Player und weiterer Kleinkram finden gerade noch Platz im verbliebenen Stauraum der Jukebox-Rolle.

Bei Regen verziert die Rolle ein Badehäubchen mit Gummizug, wie wir sie in den Bädern der Plastikhotels vorfinden.

Natürlich lassen sich Player / FM Radio - vorzugsweise während der Fahrt - auch ohne Verstärker/Lautsprecher genießen, wenn ich statt des Verbindungskabels zum Verstärker die originären Ohrhörer (dann unter dem Helm) benutze.

Allerdings ist die Bedienung des Players mit Handschuhen nicht gerade  ereignisfördernd. 

Das Resultat

Ich erinnere mich häufig und gern zurück an den satten Sound der Jukebox in der Milchbar um die Ecke, wenn Jerry Lee Lewis sein  * Whole lotta shakin’ goin’ on *  der Welt ins Stammbuch rockte.

Um der Wahrheit die Ehre zu geben – zwischen diesen beiden Jukeboxes liegen Welten, nicht allein zeitlich.

Dennoch – was erwarte ich von einer Schallquelle dieser Größenordnung ?

Cruiser- und Chopperkollegen des Mot-Treffpunktes hier an der Syburg, die nicht gerade in Verdacht stehen, bedenkenlos jede absurde Idee abzusegnen, bescheinigen der Anlage einen zumindest akzeptablen Wirkungsgrad.

Ich buche dies als Anerkennung   (.... ich kenne ja meine Pappenheimer).

Und – wie gehe ich mit dem Ergebnis um ?

Nun, ich empfinde Zufriedenheit, wenn der Tag zur Neige geht, und ich  

 

In diesem Sinne

…  keep on cruisin’  ‘n  rockin’  …

C.C. Rider    (Ulrich)    

 

©   C.C.Rider


Beschreibung und Bilder stammen vom C.C. Rider (Ulrich), vielen Dank dafür!